Seit etwa 30 Jahren bewege ich mich in therapeutischen Welten – an Universitäten, in Kliniken und Praxen. Psychotherapie ist ein tiefer, heilsamer Prozess, der uns hilft, uns selbst zu begegnen und zu wachsen. Und doch erlebe ich immer wieder Menschen, für die klassische Therapie nicht zur gewünschten Befreiung schweren Leides führt. Menschen mit traumatisierenden, unverschuldeten biografischen Lasten. Diese Begegnungen bewegten mich schon immer und so hielt ich seit jener Ausschau nach neuen, ergänzenden Wegen, der mich über die Grenzen meiner Psychotherapieschule und Disziplinen führte.
Ein für mich disruptiver Wendepunkt kam durch ein Gespräch mit einem mir sehr lieben Menschen, der mir in einer weißen Winternacht von seiner Psilocybin-Erfahrung erzählte: "Sepideh, nimm dir einen Stuhl ...". Es war ein ruhiges, tiefgründiges Gespräch, in dem ich spürte: Etwas hatte sich bei ihm wirklich verändert. Seine Worte berührten mich auf eine Weise, die ich nicht erwartet hatte. In diesem Moment verband sich alles, was mich schon lange beschäftigt hatte – Therapie, Neurowissenschaften, Philosophie, Bewusstseinsforschung, Meditation und Spiritualität. Es fühlte sich an, als würden sich all diese Teile zu einem klaren Bild zusammenfügen.
Obwohl ich das Thema "Psychedelika" theoretisch kannte, hatte es bislang nie mein Herz erreicht, weil mich "Drogen" nie interessiert hatten. Aber nun verstand ich: Das sind keine "Drogen", wie man sie sich gemeinhin vorstellt. Ich begann, mich intensiv mit dem Thema psychedelische Erfahrungen auseinanderzusetzen, las, sprach mit Betroffenen, ging auf Reisen und lernte von Forschern und Praktikern. Es war eine Reise voller intensiver Auseinandersetzung, und schließlich entschloss ich mich, eine Ausbildung in diesem Bereich zu machen, um diese neue Dimension der Selbstentwicklung am eigenen Leib zu erleben und in allen Facetten zu verstehen. Heute begleite ich Menschen bei ihren Erfahrungen in legalen psychedelischen Räumen.
Für mich ist klar: Psychedelische Erfahrungen sind kein Ersatz für eine kontinuierliche Therapie und die Arbeit an sich selbst. Aber sie haben das Potenzial, Schlüsselmomente zu kreieren, die Menschen für den Prozess einer nachhaltigen Veränderung ermächtigen. Was zählt, ist nicht nur die Erfahrung an sich, sondern was wir danach daraus machen, wie wir integrieren, was erfahrbar wurde.
Wachstum braucht Mut. Den Mut, neue Wege zu betreten. Und ebenso braucht es Verantwortung im Umgang mit diesem Mut – damit es ihn nicht ungestüm über unsere inneren Grenzen hinausdrängt und uns mehr zumutet, als wir halten können. Wenn beides zusammenkommt – Mut und Verantwortung – können Wege entstehen, die sich uns beim Gehen unter die Füße schieben. Und vielleicht ist genau das der Moment, an dem sich unsere Wege kreuzen ...